Pillenreport 2015

Vor kurzem veröffentlichte die Techniker Krankenkasse den aktuellen „Pillenreport 2015“, den Statusbericht zu oralen Kontrazeptiva.

Aus diesem Bericht geht für die „Pille“ der sogenannten 3. bzw. 4. Generation ein deutlich erhöhtes Risiko für Komplikationen des Herz-Kreislaufsystems, Bein- und Beckenvenenthrombosen, Lungenembolien, Herzinfarkt und Verschluss von Hirngefäßen hervor.

Wie Stern-TV recherchierte, werden längst nicht alle Komplikationen gemeldet (sogar Todesfälle wurden nicht gemeldet), sodass insgesamt von einer einzureichenden Datenlage bzw. höheren „Dunkelziffer“ ausgegangen werden muss.

Bezüglich des Thrombosembolierisikos spielen die in der „Pille“ enthaltenen Gestagene eine besondere Rolle:

 

Gastagen                                                       Thromboembolien

Drospirenon                     

Gestoden                                          9-12 pro 10 000 Frauen pro Jahr

Desogestrel

 

Levonorgestrel                                  5-7 pro 10 000 Frauen pro Jahr

Norethisteron 

 

Etonogystrel                                     6-12 pro 10 000 Frauen pro Jahr

Norelgestromin

 

 

Das Thrombosembolierisiko ist vor allem im ersten Jahr der Anwendung erhöht oder wenn nach einer Pause von mehr als 4 Wochen erneut mit der Einnahme begonnen wird.

 

Bewegungseinschränkung, Rauchen, Übergewicht und eine familiäre Disposition erhöhen das Risiko für thrombolische Ereignisse.

 

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft formuliert die Empfehlung, dass Erstanwenderinnen vorzugsweise ein kombinierte hormonale Kontrazeptivum  mit einem niedrigen Risiko für venöse Thromboembolien erhalten (Präparate mit Levonorgestrel, Noresthisteron oder Norgestimat als Gestagenanteil.)

 

Die Pharmazeutische Industrie lockt in ihrer Werbung besonders mit der vorteilhaften Wirkung der neuen Pillen auf Haut und Haare.

 

Obwohl in Deutschland die Werbung für verschreibungspflichtige Arzneimittel bei Verbrauchern durch das Heilmittelwerbegesetz verboten ist, findet seitens der Industrie jedoch ein fast uneinge-schränkter  Informationseinfluss von Marketing- und Werbebotschaften gerade an Teenager statt. Häufig finden sich zu den Informationen über Verhütung noch weitere Texte und Videos zu Themen wie Beziehungen, Beauty und Lifestyle. Die Pille, die nicht nur eine ungewollte Schwangerschaft verhindert, sondern subjektiv auch schöner macht.

 

Dennoch muss sich jede Anwenderin darüber im Klaren sein, dass die „Pille“ ein hochwirksames nicht risikofreies Arzneimittel ist, dass täglich von gesunden Frauen und Mädchen zur Verhütung eingenommen wird.

 

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die derzeit am häufigsten verordneten „Pillen“.

 

Wann ist das Risiko für die Bildung eines Blutgerinnsels am größten??

- im, ersten Jahr der Anwendung eines kombinierten hormonalen Kontrazeptivums (auch dann, wenn   Sie nach einer Unterbrechung von 4 Wochen oder mehr Wochen die Anwendung wieder aufnehmen)

- wenn Sie stark übergewichtig sind

- wenn Sie älter als 35 Jahre sind

- wenn Sie rauchen

- wenn bei einem Ihrer nächsten Angehörigen in relativ jungen Jahren (d.h. jünger als ca. 50 Jahre) ein Blutgerinnsel aufgetreten ist 8Gefäßverschlüssel im Bein (Thrombose), in der Lunge (Lungenembolie) oder anderen Orangen, Schlaganfall oder Herzinfarkt)

- wenn Sie vor einigen Wochen entbunden haben

 

- starke Schmerzen oder Schwellungen eines Beins, die begleitet sein können von Druckschmerz, Erwärmung oder Änderung der Hautfarbe des Beins, z.B. aufkommenden Blässe, Rot-oder Blaufärbung. Sie könnten an einer tiefen Beinvenenthrombose leiden.

- plötzlich unerklärliche Atemlosigkeit/Atemnot oder schnelle Atmung, starke Schmerzen in der Brust, welche bei tiefem Einatmen zunehmen können; plötzlicher Husten ohne offensichtliche Ursache, bei dem Blut ausgehustet werden kann. Sie könnten ab einer schweren Komplikation einer tiefen Beinenvenenthrombose leiden, die Lungenembolie heißt. Diese entsteht, wenn das Blutgerinnsel vom Bein in die Lunge wandert.

- Brustschmerz (meist plötzlich auftretend), aber manchmal auch nur Unwohlsein, Druck, Schweregefühl, vom Oberkörper, in den Rücken, Kiefer, Hals und Arm ausstrahlende Beschwerden, zusammen mit einem Völlegefühl, Verdauungsstörungen oder Erstickungsgefühl, Schwitzen, Übelkeit, Erbrechen oder Schwindelgefühl. Sie könnten an einem Herzanfall leiden.

- Schwäche oder Taubheitsgefühl des Gesichtes, Arms oder Beins, die auf einer Körperseite besonders ausgeprägt ist; Sprach- oder Verständnisschwierigkeiten; plötzliche Verwirrtheit; plötzliche Sehstörungen oder Sehverlust, schwere oder länger anhaltende Kopfschmerzen/Migräne. Sie könnten einen Schlaganfall haben.

 

Achten Sie aufmerksam auf die Symptome eines Blutgerinnsels, und fragen Sie Ihren Arzt nach Vorbeugungsmaßnahmen zur Verhinderung von Blutgerinnseln, besonders wenn Sie:

- gerade operiert wurden

- über einen längeren Zeitraum bettlägerig gewesen sind (z.B. aufgrund einer Verletzung oder  Krankheit, oder weil ein Bein eingegipst ist)

- auf einer längeren Reise gewesen sind (z.B. Flüge über 4 Stunden)

 

Informieren Sie ihre behandelnden Ärzte, dass Sie ein hormonelles Verhütungsmittel nehmen

- wenn Sie operiert werden müssen, oder eine Operation hatten, falls sie längere Zeit bettlägerig sind oder eine längere Reise (speziell mit längeren Flugzeiten planen)

  

 

 

 

 

Ein besonderes Dankeschön gilt

Sina „fraeuleinchaos“

für das tolle Video, dass sie zum Thema

Pille

gedreht hat!